Mein erster UHF Contest

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Dieses Wochenende (4/5 Oktober) haben ich die Contest Gruppe Schöppinger Berg, der ich mich neuerdings angeschlossen habe, besucht. 
Einerseits, um mehr über die Stationen, das Gelände und die Leute zu lernen.
Andererseits fand dieses Wochenende auch "IARU Region 1 UHF Contest“, also 400Mhz und höher statt. Ich habe keine Erfahrung damit, maximal habe ich portabel mal die Nase in DARC UKW Contest und die „Westfalen * Aktivitäten“ gesteckt.   
Im CGSB Chat wurde ich nach meiner Vorstellung dort ("Hallo ich bin der Neue!") direkt von Ecki DH8AF angesprochen, ob ich nicht mal zum UHF Contest gucken kommen wollte welcher nächstes Wochenende sei. Und klar, eine Chance mit neuen Geräten, Bändern und Betriebsarten zu spielen, da sag ich nicht nein, dafür bin ich ja überhaupt erst hier.  

 
Ich kam 2h vor Contest-Beginn auf dem Berg an, vor Ort herrschte noch allgemeine Geschäftigkeit, Antennen richten, Betriebsbereitschaft herstellen. In der Zeit konnte ich noch ein paar Leute kennenlernen und Namen üben. Mir wurden auch kurz der Antennenwald, den wir später bespielen wollten, erklärt, aber außer „viele“ und „das ist doch nicht normal“ ist da an dieser Stelle erstmal wenig hängen geblieben.  

Klarkommen mit einem komplett neuen Ort und Organisation
Eins habe ich ja in Hackerspaces gelernt: Wer nicht fragt, bleibt dumm - weil es halt kein didaktisch erarbeitetes Neumitglieder-Aufwärmprogramm (neudeutsch „onboarding“) gibt. Selbst wenn es das gäbe: Die Menschen, die den Ort bevölkern, machen das auch nur als Hobby. Ich sehe da eine Holschuld, bzw. man fährt halt viel besser, wenn man fragt.
Wenig überraschend reagieren die Menschen hier wie dort ähnlich: Wenn man sie auf „ihr Thema“ anspricht, bekommt man gerne und umfassend Auskunft. Und wenn nicht, dann eben nicht, dann wird man aber meistens weitergeleitet.  Alle nett hier, nur halt ein wenig nerdig. ;-)  

UHF Contest

Als es dann mit dem Contest losging meinte Ecki einfach „Ok, ich mach den ersten Pile-Up, dann schaust du zu, ich erklärs’ dir und dann bist du dran.“
Whoops, soviel zum „komm mal gucken“.

Um 16 Uhr ging es dann los, Ecki auf 70cm und Dirk DK2FD auf 23cm und höher haben den ersten Pile-Up erledigt und sich dann an die Einarbeitung von mir auf 70cm und Arne DH1AL auf der 23cm gemacht.

Da ging es für mich erstmal darum, die 70cm Station zu verstehen, da habe ich ob der Dimension kurz die Fassung verloren: Radio ist ein Kurzwellen TRX in einen Transverter auf 70cm der dann über Endstufe in 4 Linien (Antennengruppen) geht, die alle einzeln drehbar sind. Vier. WTF.

 

Running

Es wird immer auf allen Linien gesendet und dann - wenn man CQ ruft, also running ist - hört man die nacheinander ab, ob jemand antwortet und versucht, die passende Linie zu finden.
Wenn man die findet, dann hat man schon eine ungefähre Richtung.

Gleichzeitig muss zusehen das man bestätigt das man den Ruf gehört hat, damit die andere Station nicht weiterzieht. Wenn man das Rufzeichen der rufenden Station aufnehmen konnte, dann kennt man oft die genaue Richtung und kann - sofern nötig - eine der Gruppen mit hohen Gewinn und kleinem Öffnungswinkel in Richtung der anderen Station drehen und ist oft auf der Sonnenseite. Sonst muss man halt puzzeln. Und fragen. Die andere Station bei der Stange halten, sie bitten, was auch immer zu tun, während man mit Antennen und ggf. Radio versucht, den Empfang so zu verbessern, dass ein QSO möglich wird. Gerade bei den ziemlich miesen Wetterbedingungen, die wir im Contest hatten (vieeeeel Regen, Sturm, Gewitter gab es auch irgendwo), reicht es manchmal auch auf Zeit zu spielen, zu warten. Wenn der Kontakt mit der Station allerdings über Aircraft Scatter kam, dann löst warten das Problem auf andere Art: Dann ist der Kontakt nämlich weg.

Training on the Job

Nach einer Weile zuschauen bei Ecki, der auch jeweils einzelnen Aspekte zwischen den QSOs erklärte, war es soweit “Jetzt bist du dran!” und los gings.

Da war die erste Stunde schon stressig, da es halt doch viele „moving parts“ gibt.
Was aber letztendlich wirklich gut geklappt hat, ist, dass mein Trainer Ecki neben mir saß und mir am Anfang einerseits das Antennenhandling und das Mysterium Linenselektion abgenommen hat und mir auch einfach mal souffliert hat, was ich jetzt sagen sollte damit es erfolgreich weiter gehen kann.

„Soufflieren“ ist da natürlich eine Untertreibung, aber es ist eher ein Anschreien. Es hat einen Moment gedauert, bis ich verinnerlicht hatte, dass mich da nicht jemand anbölkt, weil ich doof bin, sondern weil ich Kopfhörer aufhabe und darin eine gehörige Portion Rauschen habe.

Dazu gab es noch jede Menge Tipps, wie ich das Log effektiv nutze und vor allem, dass ich mir jeweils die geloggten Dinge nochmal bestätigen lasse, wenn ich mir nicht absolut sicher bin. Je mehr Übung ich hatte, desto mehr der Aufgaben konnte ich selbst übernehmen, bis ich schließlich nach recht kurzer Zeit solo an der Station war.

Wir haben uns dann stündlich abgewechselt bis um 1 Uhr nachts die Sauregurkenzeit begann (und ich ehrlich gesagt auch in den Seilen hing)

Zwischenzeitlich gab es noch wirklich leckern hausgemachten Gulasch von Frank und der Küchencrew. Danke!

Am nächsten Tag ging es für mich ab ca. 10 Uhr weiter. Erst habe ich so 2,5 h auf der 70cm gemacht, das ging, wie ich fand, schon vergleichsweise locker von der Hand und nach einer Mittagspause dann an die 23cm.

Dort war es wie zu erwarten war eher ruhig und ich konnte mich mit dem Chat und Aircraft Scatter beschäftigen. Sked Angebote hatte df0mu genug so daß ich auch damit experimentieren konnte und 3 QSO über 600 km machen konnte.

Um 16 Uhr dann einpacken und abschliessend noch ein wenig grillen, so liessen wir den Tag ausklingen.

Unser Ergebnis kann ich leider nicht beurteilen weil mir der Vergleich fehlt, der Chat meint das die Bedingungen sehr schlecht waren.

 

Lernmomente

Gab es viele, hier die die mir im Gedächtnis geblieben sind:

Tempo
Ich habe anfänglich direkt in etwas das ich für “Contest Tempo“ hielt losgelegt, was sich aus meinem bisschen HF Erfahrungen beruht. Da ging es beim Running ja eher darum, schnell viele QSOs durchzuschnorcheln, bevor die Kontakte weg sind. Wenn einer zu arg nicht zu verstehen war, dann gabs nach wenigen Versuchen ein “negative“ und der nächste Kunde bitte.
Das ist aber bei UHF wohl der falsche Ansatz, man hat in der Regel viel Zeit und es ist viel wichtiger, keine Fehler zu machen und wirklich alle Kontakte sauber ins Log zu kriegen. Also langsam. Deutlich. Nochmal anders. Und nicht zu schnell.

Einhalten des Exchanges
Gerade wenn man mit viel deutschen Stationen arbeitet, ist es verlockend, noch zusätzliche Floskeln wie “deine Nummer ist” und so einfliessen zu lassen, was aber auch wieder Fehlerquelle ist, weil es den Rhythmus unterbricht. Also “59 nr locator”. Ein “Guten Morgen“ geht aber trotzdem, hängt auch von der Qualität der Verbindung ab.

Präfixe
Ich kenne nicht alle Präfixe. Belgien ist eben nicht nur ON. Das ist dann erstmal verwirrend wenn man am Anfang eines QSOs die Richtung von OR nicht aus dem Kopf bestimmen kann.  

QSOs sind Handarbeit
UHF QSOs sind Arbeit, sie werden zusammengebastelt und nicht geerntet. Das kann auch wirklich dauern, nicht aufgeben. Überleg’ dir, was du noch machen kannst, damit es weitergeht.

Alle sind zu schnell
Gerade unter marginalen Bedingungen habe ich das das zumindest so erlebt, dass die Gegenstation mich oft gut versteht, ich aber Schwierigkeiten habe, sie zu verstehen. Das Gute daran ist, dass man der Gegenstation sagen kann, was sie anders machen soll. Das ulkige ist, dass die Ops oft zu schnell sind - finde ich jedenfalls. Gerade bei Rufzeichen verwenden diese gerne immer denselben Fluss/Rhythmus und es ist dann immer dieselbe Stelle, an der man nicht weiterkommt. Instruktionen geben hilft manchmal. Kleine Pausen zwischen Buchstaben wären so schön :-) Wenn man einen erfahrenen Op trifft, dann verstehen die das und variieren Tempo und Phonetik. Andere Menschen haben nur einer Art „two“ zu sagen und dann muss man sich was ausdenken.  Think HF DX.
Wenn die Bedingungen wirklich schlecht sind, dann habe ich mit „Check Partial“ auch schon mal geraten, bis was kommt, das ein „Roger“ sein könnte. Wenn dann noch die letzten Stellen vom Locator passen, ist man fast da. Was halt sitzen musst ist die Nummer. Phonetics für Nummern, wenn wir auf darauf einigen könnten, das wäre ne Wolke. Die NATO hatte da mal was...

Schlafen
Sich um 23 Uhr einen Energydrink reinzuziehen, eine meiner schlechteren Ideen dieses Wochenende. 
Um 1 Uhr war ich dann doch „gar“ und hab im eigenen Rufzeichen Fehler gemacht (DFMU, for example), was dann das klare Signal war, dass dieser Otter in die Kiste muss.
Und da lag ich dann im Bett, und konnte nicht schlafen. Bis 4 Uhr. Um 8 ging der Wecker, weiter geht es. ;-)

Der Linien Ticker
Ich weiß gar nicht, wie das Ding heißt, das die Linien durchtickert.

Am Anfang ein echter Stressfaktor, weil man konstant draufschauen muss um in dem Moment, wo sich jemand meldet, die Linie bestimmen und wählen zu können. Whack-A-Mole.
Das kostet gerade anfänglich viel Konzentration, wird aber dann auch einfacher weil man das das Umschalten nicht nur sieht sondern auch hört.  Die Gruppen rauschen alle anders, je nach Art und Hauptrichtung, und auch das Umschalten knackt, glaube ich, anders. Das gibt dann einen eigenen Rhythmus.  tick-Tick-tick-KNACK.
Jedenfalls wird’s einfacher und es geht auch mit (viel weniger) hinschauen.

Skeds  - Tinder für QSOs
Verabredung zum QSO.
Das läuft über einen Chat „pro Band“.  Angebote und Anfragen werden an Stationen gestellt und man kann sich so zum QSO verabreden. Zeitpunkt - gerne mit einem passenden Flieger für Aircraft Scatter in der Nähe - und Frequenz dann muss man nur noch die Antenne auf den anderen drehen und schon gehts los. Ist auf den höheren Bändern glaube ich essentiell und auch wenn schon viel abgegrast ist. “Höhere Bänder” ist auch relativ, die UHF Fraktion ruft auch schon mal auf 23cm an um sich auf 3cm (10Ghz) zu verabreden. :-)

Aircraft Scatter Hexerei mit Flugzeugen.
Prinzip ist simpel, man nutzt die Reflexion an Flugzeugen um die Reichweite des Funksignals drastisch zu erhöhen.
Dazu muss das Flugzeug an einer geeigneten Stelle zwischen den Stationen liegen. Das zu bestimmen und zu planen, dafür gibt es Software, das habe ich ich auch nicht wirklich hinbekommen aber es war im ersten Schritt auch nicht weil das per Chat frei Haus geliefert wurde: “df0mu 23cm sked in 5 min? Airplane coming.” – So kam ich auf 23cm zu meinen ersten Aircraft Scatter QSOs. Oft aus Südost-Europe, wo scheinbar die Experten sitzen.

Antennen1!11!
Ich kann ja kaum mit einem Beam richtig umgehen, mit vier Gruppen mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften schon gar nicht. Das lernt man aber auch schnell und dann wird aus den Dingen, die man erst kaum anfassen mag, gefühlt eine Superpower, was dann auch richtig smooth so laufen kann:

Wie grossartig es sich anfühlt wenn man sich nen QSO erstrampelt:

CQ contest delta fox zero mikę uniform contest“ TICK-tick-Tick

Antwortfetzen

Das ist jemand, ich glaube die 2 wars, klick, ja geht, 1 besser? Nein.

Aufs Pedal trampeln “Again Again

Ah Foxtrott something habe ich da was Richtung Frankreich?

Ja, die 2, ungefähr, ist ja auch schon an, ist aber ne breite Gruppe.
Kriege ich das Rufzeichen so? “Again again“, “repeat slowly“.

Ist Animation - ‘komm her ich will dich!’

Er wiederholt langsam und immer wieder, mit wechselnden Phonetics, ein toller Typ, den mag ich jetzt schon.
Hin und her, Buchstabe für Buchstabe.
Oha er wird noch schwächer, soll es das gewesen sein?

Dann kommt die Verbindung nen Stück hoch und halb gehört und halb „check partial“ geraten: “F5DCW, roger?“, Er: “..er … ..er…“ Das reicht.

Log kennt Richtung, „Stand by … turning beam

Und einen schmale Gruppe draufdrehen und Baam!
Da ist er! Ist er nicht schön?
In dem Moment, mein liebster Lieblingsfranzose.

59 221 Juliet Oscar 32 Fucking Papa Charly!
Ok, das F**** denke ich mir nur bei meinem inneren Triumphgeheul.

Er gibt mir seins, ich lasse mir die Nummer nochmal bestätigen.

Good luck!

Und Return. Ka-tsching, 600 Punkte. 

CQ contest delta fox zero mikę uniform delta foxtrott zero mexico united contest“ TICK-tick-Tick-

 Fazit

 

Ich habe wirklich viel gelernt und was so super ist das es auch direkt belohnt wird. Auch wenn es anfänglich stressig war, so hat es doch wirklich viel Spaß gemacht. 
I’ll be back.

Danke an alle die da waren dabei und rundherum, war ein schickes Wochenende. Frank, Franjo, Ecki, Steffen, Kerstin, Dirk, Arne,Ludger und die Leute deren Name ich doch noch nicht drauf habe.

Und extra Dank an Ecki DH8AF der an dem Wochenende ein toller Lehrer war. Was ich super fand ist das er mir eben nicht alles auf einmal an den Kopf geworfen hat sondern häppchenweise  - so wie ich es verdauen konnte und mich dann auch früh hat Solo fliegen lassen.