Ist Klasse N nicht attraktiv genug um Nachhaltig zu sein?

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Ich finde es super, dass es eine Klasse N gibt und wie der Prüfungsstoff E und A modernisiert worden ist. Die Prüfungen sind ausgebucht, die Zahl der lizenzierten Funkamateure steigt nach langen Jahren wieder an.

Aber ist diese Entwicklung auch nachhaltig? Bleiben die Neuen auch wirklich dabei?

Kein Spaß, kein Funkamateur

Menschen bleiben bei einem Hobby, wenn es ihnen Freude bereitet. Dazu muss man im Amateurfunk ein Thema finden, das einem Spaß macht. Für einige wird das ganz einfach sein, weil sie vielleicht eh schon entsprechende Interessen haben. Sicherlich gibt es Menschen, die keine Unterstützung dabei brauchen, Ihr Thema zu finden. Die intrinsisch motiviert einfach alles ausprobieren (so wie ich) und einfach vermuten, dass sich schon was findet, bei dem man kleben bleibt. Um diese geht es hier nicht.

Aber was ist mit dem frisch lizenzierten Funkamateur:in, der/die nicht schon eine Verbindung zu einem oder mehreren Funkamateuren hat und jetzt mit der Lizenz und einem Quansheng zuhause sitzt?

Ich vermute, es gibt zwei entscheidende Faktoren, damit diese Menschen Spaß am Amateurfunk bekommen:

  1. Kontakt zu Gleichgesinnten mit denen sie sich austauschen können, die ihnen helfen, Tipps geben und die ihnen vielleicht auch Angebote machen, neue Dinge im Amateurfunk zu entdecken - ohne direkt eine EME-Anlage aufzubauen ;-)).
    Im DARC-Kontext sehe ich dies als natürliche Aufgabe des Ortsverbandes, sich um die Neulinge zu kümmern.

  2. Funkbetrieb Auch wenn es ganz viele tolle Themen gibt, die abseits des Funkbetriebes liegen, so fängt damit doch alles an. Wenn ich schlecht empfange, komme ich vielleicht auf die Idee, meine Antenne zu ändern. Wenn ich das Relaisangebot unübersichtlich finde, dann schreibe ich vielleicht ein Stück Software, das mir das besser darstellt. etc. pp.

All dies wird nur stattfinden, wenn die Person über ein “Hallo Relais, ist hier jemand?“ hinauskommt.

Funkbetrieb muss Spaß machen

Ich glaube, dass es schwer ist, mit Klasse-N-Einschränkungen Spaß am Funken zu haben:

  • Relais sind eher still
  • FM-Simplex ist abseits des OV-Telefons eher tot. Einsteiger haben keine VHF-SSB-Geräte, mit denen man auch weiter kommt.
  • Das 10m-Band ist eher selten offen.
  • Reflektoren bzw. Repeater-Verbünde und Modi wie DMR schaffen Reichweite, sind aber, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, für Neueinsteiger schwer zu verstehen. Das liegt auch daran, dass Funkamateure für Funkamateure schreiben bzw. auch lieber basteln als dokumentieren. ;-)

Das soll nicht heißen, dass man mit Klasse N keinen Spaß haben kann. Was ich meine ist, dass es schwer ist, wenn man keine Ansprechpartner hat, die man fragen kann oder die einen bei der Hand nehmen.

Neulinge betreuen und einbinden

Wie könnte eine solche Betreuung aussehen?

Naja, im ersten Schritt sie nicht alleine lassen.  
(Im OV) Angebote machen, "einfach mal mitnehmen". 
Zu Fielddays, zu Aktivierungen, "komm vorbei und schaus dir an". 

Wie @dg1jan@radiosocial.de schrieb "Mit Ihnen Funken, sie an der Hand nehmen und Ihnen alle Möglichkeiten aufzeigen.  Betriebsarten und Modi erklären, Ausbildungsfunk auf HF an der Clubstation machen, ein aktives Vereinsleben vor Ort gestalten (mit Vorträgen und Workshops) und ihnen schlichtweg Lust auf mehr machen!"

Die Vorbedingung dazu ist das die Neuen auch im OV ankommen. Wenn sie aus einer Ausbildungsaktion eines OVs kommen ist das leicht, man muss aber immer noch werben. Wie hoch ist der Anteil die sich unabhöngig vorbereiten? Kann man die irgendwie direkt nach der Prüfung ansprechen?

Weiterhin müssen wir im OV die Betreuung “der Neuen” auch als unsere Aufgabe begreifen.

Ich halte diesen Aspekt für entscheidend, viel wichtiger als den folgenden Aspekt der Privilegien.

Funkbetrieb Klasse N attraktiver machen

“More rights for everybody does not mean less rights for you, it’s not pie.”

Damit Funkbetrieb auch mit Klasse N attraktiver wird, ist es vor allem hilfreich, wenn es Zugang zu Bändern gäbe, die öfter offen sind.

POTA/IOTA/COTA/xTA kann ein toller Einstieg sein, gerade für aktivere Menschen und weil die Kosten für die Ausrüstung gering sein können. Das 10W-Limit der Klasse N passt gut dazu. Dann muss es das Band aber auch hergeben.

Hier gibt es einige Möglichkeiten:

  • 15m (ggf. eingeschränkt) - Leider auch kein “always on”-Band, aber schon mal besser als nur 10m. Zumindest mehr Chancen.
  • 80m (ggf. eingeschränkt) - so machen es die Technicians in den USA, mit 10W kann man auf CW auch gut arbeiten (glaube ich).

Wenn die Klasse N aufgewertet wird, stellt sich die Frage, ob man E nicht anpassen sollte. Ich denke schon:

Vorschlag Aufwertung Privilegien E

  • Zusätzlicher Zugang zu 20m-Band. Das Band ist recht breit und irgendwas geht da immer.
  • Sendeleistung unverändert (typ. 100W PEP HF)

Vielleicht lohnt es sich auch mal zu schauen, wie andere Länder das gelöst haben. So gibt die Technician License in den USA Zugang zu mehr Bändern (15m, 80m), aber nur zu Teilen des Bandes und nur bestimmte Betriebsarten (keine Phonie für Technicians auf 80m). Das müsste man™️ sich mal systematisch anschauen.

Wir brauchen echte Erkenntnisse, keine Vermutungen

Die Prämisse dieses Textes - dass es Klasse N für einige Menschen nicht attraktiv genug ist um dabei zu bleiben - ist ein Vermutung.

Ich habe leider keine echten Daten (sondern nur Anekdoten), was die Menschen dazu verleitet, sich für N zu lizenzieren, was sie sich erhoffen und was sie dann tatsächlich erleben. Es wäre toll, wenn solche Informationen systematisch erfasst würden, denn nur dann wüssten wir alle, wie gut das mit N wirklich funktioniert und wie die Neuzugänge dies erleben.

Das wäre nicht nur für die langfristige Gestaltung der Lizenzklassen sondern auch für die Erstansprache von potentiell neuen Funkamateuren hilfreich.

Ich denke, das ist durch Umfragen recht leicht machbar, ich habe da via QRL etwas Übung. Ich bin gerne bereit, bei solchen Umfragen mitzuwirken, aber dann müsste der DARC mitziehen, denn dieser ist meiner Meinung nach die einzige Quelle von Kontaktdaten, die man auch legal ansprechen könnte.

Über Rückmeldung würde ich mich wie immer freuen.

Updates

  1. Ich merke das der konkrete Vorschlag, die Privilegien von N und E anzupassen, vielleicht ein Fehler ist, da dies “starke Meinungen” hervorruft und von der eigendlichen Fragestellung ablenkt. Denn ob jemand, der nicht eingebunden ist, alleine durch mehr Privilegien auf KW beim Hobby bleiben würde, das glaube ich selbst nicht. Andererseits ruft es Reaktionen hervor von daher lasse ich das mal drin. ;-)
  2. Feedback @dg1jan eingebaut